Die jüngsten heftigen Sonnenstürme, die auf der ganzen Welt zu spektakulären Polarlichterscheinungen führten, zwangen auch Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation (ISS), ihre Lebensumstände als Vorsichtsmaßnahme gegen erhöhte Strahlungswerte anzupassen. Während erdgebundene Beobachter die Nordlichter bestaunten, unternahm die ISS-Besatzung Maßnahmen, um die Belastung durch von der Sonne ausgestoßene energiereiche Teilchen zu minimieren.
Sonnenstürme und Strahlungsrisiko
Auslöser der Ereignisse waren koronale Massenauswürfe (CME) aus der aktiven Region AR4274, einer der stärksten Sonnenfleckengruppen im aktuellen Sonnenzyklus. Diese CMEs erzeugen nicht nur atemberaubende Polarlichter, wenn sie mit der Magnetosphäre der Erde interagieren, sondern transportieren auch hochenergetische radioaktive Ionen, die für Astronauten außerhalb der schützenden Atmosphäre des Planeten ein Gesundheitsrisiko darstellen.
Reaktion der ISS-Besatzung
Um die Gefahr zu mindern, wurden die drei russischen Kosmonauten an Bord der ISS – Oleg Platonov, Sergey Ryzhikov und Alexey Zubritsky – angewiesen, eine Nacht im Labormodul der Station zu verbringen. Dies geschah als vorbeugende Maßnahme, während die vier Astronauten aus den USA, Japan und Kanada in ihren gewohnten Quartieren blieben.
„Wir sind heute Morgen in ein energiereiches Sonnenpartikelereignis geraten und werden in Löcher hinein und aus ihnen herausgehen, deren Strahlungsrisiko höher ist als das Grundlinienrisiko“, teilte die NASA-Missionskontrolle der Besatzung mit.
Die ISS verfügt über einen gewissen Strahlungsschutz, die russischen Kosmonauten wurden jedoch als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme verlegt. Die Besatzung erhielt außerdem eine Liste mit Bereichen auf der Station, die während des Höhepunkts des Sonnensturms gemieden werden sollten.
Besatzung der Expedition 73
Zur aktuellen Besatzung der ISS-Expedition 73 gehören die NASA-Astronauten Mike Fincke, Jonny Kim und Zena Cardman sowie die JAXA-Astronautin Kimiya Yui und die drei russischen Kosmonauten. Die US-amerikanischen, japanischen und kanadischen Astronauten kamen im August mit einem SpaceX-Dragon-Raumschiff auf der Station an und sollen weitere drei Monate im Orbit bleiben.
Der breitere Kontext
Dieses Ereignis verdeutlicht die ständigen, wenn auch oft unsichtbaren Gefahren der Raumfahrt. Astronauten sind nicht nur mit den Herausforderungen der Schwerelosigkeit und Isolation konfrontiert, sondern auch mit den unvorhersehbaren Gefahren der Sonnenaktivität. Während die Erdatmosphäre und das Magnetfeld die Oberfläche des Planeten abschirmen, sind diejenigen im Orbit anfälliger für Strahlungsspitzen. Die ISS verfügt über Strahlungsüberwachungsgeräte und Abschirmungen, aber extreme Sonnenereignisse können dennoch vorübergehende Änderungen in den Routineabläufen der Besatzung erforderlich machen.
Die jüngsten Stürme unterstreichen die Bedeutung der Weltraumwettervorhersage und die Notwendigkeit weiterer Forschung zum Strahlenschutz für Langzeit-Weltraummissionen. Während die Menschheit zukünftige Mond- und Marssiedlungen plant, wird es für die Gewährleistung der Sicherheit von Astronauten von entscheidender Bedeutung sein, die Risiken der Sonnenstrahlung zu verstehen und zu mindern.
Der Vorfall erinnert daran, dass selbst inmitten der Schönheit der Polarlichter die harten Realitäten des Weltraums ein konstanter Faktor für diejenigen bleiben, die sich außerhalb der schützenden Umarmung der Erde wagen
