Neue Forschungsergebnisse der Curtin University enthüllen eine kontraintuitive Wahrheit: Manchmal ist der effektivste Weg zum Wohlbefinden nicht unermüdliches Streben, sondern das Wissen, wann man unerreichbare Ziele aufgibt. Eine umfassende Analyse von über 235 Studien mit mehr als 1.400 Erkenntnissen aus den Bereichen Psychologie, Gesundheit und Sozialwissenschaften zeigt, dass das Loslassen unmöglicher Ziele Stress, Angstzustände und Depressionen reduziert.
Das Paradox der Beharrlichkeit
Seit Jahren betont die Motivationskultur die Bedeutung unerschütterlichen Engagements. Die in Nature Human Behaviour veröffentlichte Studie stellt diese Annahme jedoch in Frage. Forscher fanden heraus, dass das strikte Festhalten an unerreichbaren Zielen nachweislich Auswirkungen auf die geistige und sogar körperliche Gesundheit hat. Die Kernbotschaft besteht nicht darin, Ehrgeiz aufzugeben, sondern in der adaptiven Zielsetzung – der Fähigkeit, zu erkennen, wenn ein Weg nicht nachhaltig ist, und entsprechend umzuschwenken.
Wie Loslassen das Wohlbefinden wiederherstellt
Die Untersuchung verdeutlicht einen wichtigen Unterschied: einfach „aufgeben“ oder „Ziele anpassen“. Es wurde festgestellt, dass Letzteres – die Hinwendung zu neuen, erreichbaren Zielen – den Sinn und die Lebenszufriedenheit wiederherstellt. Dies deutet darauf hin, dass der Akt des Loslassens kein Zeichen von Schwäche ist, sondern ein strategischer Schritt in Richtung Selbsterhaltung und neuer Motivation.
Individuelle Faktoren spielen eine Rolle
Die Studie unterstreicht, dass es keinen einheitlichen Ansatz gibt. Faktoren wie Persönlichkeitsmerkmale, Bewältigungsmechanismen, soziale Unterstützung und Lebensumstände beeinflussen alle, wie Einzelpersonen auf Hindernisse reagieren. Beispielsweise sind Menschen mit starken sozialen Netzwerken möglicherweise widerstandsfähiger und besser in der Lage, ihre Ziele anzupassen, während diejenigen, denen es an Unterstützung mangelt, möglicherweise mehr Schwierigkeiten haben.
Die Rolle der Flexibilität
Der leitende Forscher Dr. Hugh Riddell erklärt, dass Flexibilität der Schlüssel ist. „Das Festhalten an unmöglichen Zielen kann einen echten Tribut fordern. Frühere Untersuchungen deuten darauf hin, dass dies zu höherem Stress, schlechterem Wohlbefinden und sogar zu körperlichen Gesundheitskosten wie Krankheiten führen kann“, sagt er. „Es hat sich jedoch herausgestellt, dass das Loslassen und – was entscheidend ist – die erneute Beschäftigung mit neuen Zielen den Sinn und das Wohlbefinden wiederherstellen.“
Was die Forschung bedeutet
Die Studie bündelt eine Vielzahl früherer Arbeiten in einer konzeptionellen Roadmap, in der die Faktoren dargestellt werden, die die Zielanpassung beeinflussen. Es wird anerkannt, dass Motivation, Alter, Stressbewältigung, Beziehungen, Gesundheitszustand und Erziehung eine Rolle spielen. Die Forschung legt nahe, dass die Fähigkeit zur Anpassung eine entscheidende Fähigkeit für die Aufrechterhaltung der geistigen und emotionalen Gesundheit ist.
Zukünftige Forschung
Der nächste Schritt dieser Untersuchung besteht darin, den optimalen Zeitpunkt für die Aufgabe oder Änderung von Zielen zu bestimmen. Ziel ist es, den Punkt zu identifizieren, an dem Beharrlichkeit kontraproduktiv und Anpassung notwendig wird. Die Forscher hoffen, ein differenzierteres Verständnis dafür zu entwickeln, wie Einzelpersonen Herausforderungen meistern können, ohne ihr Wohlbefinden zu opfern.
Letztendlich stellt diese Forschung die herkömmliche Weisheit in Bezug auf die Zielsetzung in Frage. Es deutet darauf hin, dass der effektivste Weg zum Erfolg manchmal nicht unermüdliches Streben ist, sondern der Mut, loszulassen und die Energie auf erreichbarere Ziele zu lenken
































